Vom Hof auf den Tisch

Vom Hof auf den Tisch

Die CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament setzt sich für nachhaltige Lebensmittelketten, eine resiliente Landwirtschaft für zukünftige Generationen und eine gesunde und sichere Lebensmittelversorgung ein. Die Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ der Europäischen Kommission ist ein guter Ausgangspunkt, um den Bogen von der Erzeugung von Rohstoffen, der Produktion von Lebensmitteln durch die Landwirtschaft und Fischerei über die gesamte Versorgungskette bis hin zu Verbraucherinnen und Verbrauchern zu spannen. In Europa werden schon heute die sichersten und qualitativ hochwertigsten Lebensmittel erzeugt. Das soll auch in Zukunft so bleiben.

Vom Hof auf den Tisch

Unsere Landwirtinnen und Landwirte verdienen Wertschätzung und langfristig eine faire Entlohnung für ihre Produkte und ihre Arbeit. Sie brauchen geeignete Rahmenbedingungen, um ihre Betriebe aus eigenem Antrieb wirtschaftlich führen zu können. Erfolgreich meistern können wir die globalen Herausforderungen jedoch nur, wenn wir sie kohärent auf allen Ebenen - regional, national, europa- und weltweit - angehen. Deshalb fordern wir als CDU/CSU-Gruppe eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, gemeinsam mit der Landwirtschaft nachhaltige, leistungsfähige und klimaangepasste Lösungen für eine langfristige europäische Versorgungssicherheit und Versorgungsautarkie zu finden. Dies geht nur Hand in Hand mit den Entscheidungen der Verbraucherinnen und Verbraucher: Diese sollen auf ein gesundes und nachhaltiges Angebot zugreifen können. Durch ihre Entscheidung für eine gesunde und nachhaltige Ernährung, verbunden mit einem gesunden Lebensstil, üben sie entscheidenden Einfluss auf die Erzeugung von Rohstoffen und die Produktion von Lebensmittelen aus.

Wir begrüßen, dass die Europäische Kommission eine gesamtheitliche Strategie für die komplette Lebensmittelkette vorgelegt hat.
Jetzt muss es an die strategische Umsetzung gehen. Es ist allerdings wichtig zu betonen, dass es sich vorerst nur um eine Strategie handelt, die jetzt weiterentwickelt werden muss. Wir fordern Folgenabschätzungen für alle Ziele und verbindlichen Maßnahmen der Strategie, bevor diese in neue Gesetzgebungsvorschläge einfließen, die im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren von den Mitgesetzgebern - dem Europäischen Parlament und den Mitgliedstaaten - beraten und verabschiedet werden. Erst dann kann die Strategie mit anderen laufenden Gesetzgebungsprozessen, wie zum Beispiel der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und Vorschriften zur Lebensmittelsicherheit, verzahnt werden.


Für den kommenden parlamentarischen Prozess verfolgt die CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament vier Ziele:

  1. Produktion sicherer und nährstoffreicher Lebensmittel in hoher Qualität
  2. Nachhaltige und transparente Versorgungsketten
  3. Verantwortungsbewusste Verbraucherinnen und Verbraucher
  4. Reduzierung der Lebensmittelverschwendung und -vernichtung

Produktion sicherer und nährstoffreicher Lebensmittel in hoher Qualität

Unsere deutsche und europäische Landwirtschaft produziert bereits heute im weltweiten Vergleich sichere und nährstoffreiche Lebensmittel mit hoher Qualität. Dies wollen wir auch zukünftig garantieren und deshalb der Landwirtschaft und Fischerei den Zugang zu der notwendigen Ausrüstung und neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen bereitstellen. Dazu gehören Pflanzenschutz, Düngemittel, Arzneimittel und moderne Technik.

Wir begrüßen das Ziel, den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln zu reduzieren und fordern hierfür realistische Zielkorridore. Der Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln sollte auf das Notwendigste reduziert werden, wobei Bedarf und Effizienz ausschlaggebend sein sollen und nicht willkürlich festgelegte Reduktionsziele. Bereits jetzt ermöglichen neue Techniken einen gezielten und effizienten Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln in der Landwirtschaft. Auf diesen sind sowohl konventionell als auch ökologisch wirtschaftende Betriebe angewiesen, um eine Ernte aus gesunden Rohstoffen sicherzustellen. Die Folgenabschätzungen müssen Auswirkungen auf Umwelt, Versorgungssicherheit, Generationenerneuerung, Einkommen der Landwirte, Lebensmittelpreise und die Erkenntnisse aus der Corona-Krise berücksichtigen.

Wir setzen uns deshalb für eine stärkere und schnellere Förderung von innovativen und effektiven Techniken ein und fordern ein Innovations- und Substitutionsprinzip für den Pflanzenschutz: Beim Verbot von Pflanzenschutzmitteln muss überprüft werden, ob geeignete Alternativen zur Verfügung stehen, realistische Übergangsperioden vorgesehen und Innovationen gefördert werden, damit keine Indikationslücken entstehen. Zudem sehen wir neue Züchtungstechniken, krankheitsresistentes Saatgut und Digitalisierung als absolut notwendig für die Erreichung möglicher Reduktionsziele. Wir fordern die Europäische Kommission auf, einen Rechtsrahmen für den Einsatz neuer Züchtungstechniken zu schaffen.  Gleichzeitig brauchen wir schnellere Zulassungsverfahren für Pflanzenschutz- und Düngemittel. Ebenso fordern wir eine stärkere Harmonisierung der aktuellen Zulassungsverfahren, die in die Überarbeitung der Verordnung 1107/2009 über das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln aufgenommen werden sollte.

Auch bei Düngemitteln fordern wir eine nachhaltige Anwendung, um unsere Kulturpflanzen bedarfsgerecht versorgen zu können und durch vorbeugenden Schutz vor Krankheiten und Schädlingen bestmögliche Erträge und Qualitäten zu sichern.
Wir unterstützen den Ausbau des Bio-Anbaus und fordern Zielkorridore auf Grundlage der Verbrauchernachfrage festzulegen.
Die Wahlfreiheit der Verbraucherinnen und Verbraucher aber auch der Landwirtinnen und Landwirte bezüglich der von ihnen gewählten Produktionsform ist für uns von entscheidender Bedeutung, um das Ziel von mehr Nachhaltigkeit in der Lebensmittelversorgung zu erreichen. Für uns ist klar:  Produkte sowohl aus biologischer wie auch aus konventioneller Landwirtschaft müssen sicher, nahrhaft und nachhaltig sein.

Nachhaltige und transparente Versorgungsketten

Sichere, gesunde und nahrhafte Produkte nachhaltig herzustellen hat seinen Preis. Wir setzen uns daher dafür ein, dass den Erzeugern und Herstellern entlang der Lebensmittelversorgungskette die gebotene Wertschätzung für ihre Leistung und ihre Produkte entgegengebracht wird.

Die richtige Kennzeichnung ist wesentlich für die Transparenz der Lebensmittelversorgungskette und Grundlage für eine gesunde und nachhaltige Verbraucherentscheidung. Die CDU/CSU-Gruppe setzt sich für eine verbindliche EU-einheitliche Nährwert- und Herkunftskennzeichnung ein. Dies ist auch für einen funktionierenden Binnenmarkt wichtig. Bei verarbeiteten Lebensmitteln ist auch eine Kennzeichnung der Herkunft und des Tierwohls der einzelnen Zutaten erforderlich. Die Kennzeichnung soll Verbraucherinnen und Verbraucher ermöglichen, eine bewusste Entscheidung für eine gesunde und ausbalancierte Ernährung zu treffen. Aus diesem Grund unterstützen wir auch ein Tierwohllabel wie von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner vorgeschlagen.
Wir setzen uns auch für die Einführung eines Nachhaltigkeitslabels ein.
Wir fordern zudem, dass die Europäische Kommission zusätzlich zu den verbindlichen Kennzeichnungspflichten ein System ermöglicht, wodurch der Verbraucher durch einen QR-Code darüberhinausgehende Informationen über das Produkt, dessen Eigenschaften und eine gesunde Ernährung abrufen kann.

Des Weiteren wollen wir das Prinzip „Vom Hof auf den Tisch“ fördern und Transport- und Produktionsketten lokaler gestalten sowie den ökologischen Fußabdruck von Lebensmitteln verbessern. Dies umfasst unter anderem, dass Transportwege auf das Notwendige reduziert werden und Priorität für regional produzierte Lebensmittel gegeben wird. Auch sollten zum Beispiel lokale und alternative Schlachtmethoden, wie Weideschlachtung und teilmobile Schlachtung, mehr berücksichtigt werden, um die handwerkliche Schlachtung, kurze Versorgungsketten und den Tierschutz zu fördern.  Dazu gehört auch belastende Tiertransporte aufs Nötigste zu reduziert.
Außerdem setzen wir uns für eine Überarbeitung der unterschiedlichen Rechtsrahmen bezüglich handwerklicher und industrieller Schlachtung ein, um für einen fairen Wettbewerb zu sorgen. Importierte Rohstoffe und Produkte müssen unseren europäischen Standards entsprechen und dürfen die Wettbewerbsfähigkeit unserer Produzenten nicht gefährden. Jeder Einzelne kann in seiner Region durch den bewussten Einkauf vor Ort, ob auf Bauernmärkten oder im Hofladen, einen Beitrag leisten.

Verantwortungsbewusste Verbraucherinnen und Verbraucher

Alle Ziele für eine nachhaltigere Lebensmittelversorgung werden wir nur mit allen Beteiligten gemeinsam umsetzten können.  Den Verbraucherinnen und Verbrauchen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Nur mit ihnen kann eine Agrarwende erfolgreich sein. Es ist deshalb wesentlich, dass Verbraucherinnen und Verbraucher eine bessere Kenntnis und Bildung über Lebensmittel und Informationen über eine gesunde Ernährungs- und Lebensweise erhalten. Diese Bildung sollte angefangen im Kindergarten über die Schule lebenslang vermittelt werden, damit jeder seine Verantwortung für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem übernehmen kann. Dabei sollten auch die Risiken ernährungsbedingter Krankheiten eine Rolle spielen.
Unser Ziel ist eine Steigerung der Wertschätzung von Lebensmitteln.  Dadurch reduzieren wir Lebensmittelverschwendung und fördern bedarfsorientierte Produktion und eine gesunde und nachhaltige Ernährung.
Der Wunsch nach einer nachhaltigen Lebensmittelversorgung muss mit dem eigenen Einkaufs- und Konsumverhalten in Einklang gebracht werden. Nur dann können wir auch gewährleisten, dass auch zukünftig gesunde und nachhaltige Lebensmittel aus der Region zur Verfügung stehen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Teile der Lebensmittelversorgungskette verlagert werden. Das hätte verheerende Auswirkungen auf unserer Kulturlandschaft und die Klimabilanz.

Reduzierung der Lebensmittelverschwendung und -vernichtung

Weitere Priorität hat die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung und -vernichtung. Alle Akteure in der Lebensmittelversorgungskette müssen ihren Beitrag bei der Vermeidung und Reduzierung von Lebensmittelabfällen und der bedarfsgerechten Produktion leisten. Dies gilt für diejenigen, die Lebensmittel produzieren und verarbeiten bis hin zu denjenigen, die Lebensmittel für den Verzehr bereitstellen und schließlich auch für die Verbraucherinnen und Verbraucher selbst. Hier ist vor allem eine stärkere Differenzierung zwischen dem Mindesthaltbarkeitsdatum und dem Verfallsdatum entscheidend.

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