Schenk/Liese: Pharmastandort Europa stärken

11.03.2025

EU-Kommission präsentiert Gesetzesvorschlag gegen Arzneimittelknappheit und Abhängigkeiten / Anreize für Produktionskapazitäten / Marktmacht von 450 Millionen Menschen nutzen

Heute Nachmittag präsentiert die EU-Kommission ihren "Critical Medicines Act". Dazu erklären:

Oliver Schenk (CDU), Mitglied des Gesundheitsausschusses des Europaparlaments:
„Es ist sehr zu begrüßen, dass die Kommission genau 100 Tage nach Aufnahme ihrer Arbeit den Critical Medicines Act vorstellt. Europa ist zu abhängig bei wichtigen Arzneimitteln wie Antibiotika oder einfachen Hustensäften für Kinder geworden. Die Lösung aus dieser Abhängigkeit liegt in der Stärkung des Pharmastandortes Europa. Der heutige Vorschlag soll daher klare Anreize für Investitionen in neue Produktionskapazitäten schaffen. Dafür braucht es finanzielle Anreize, schnelle Genehmigungsverfahren und mehr Zuverlässigkeit auf der Abnehmerseite.  Zudem muss ein Beschaffungsrahmen eingeführt werden der neben Kostenerwägungen die Sicherheit der Lieferkette in den Vordergrund stellt. Dies ermöglicht es, ein Gleichgewicht zwischen Kosteneffizienz und Versorgungssicherheit herzustellen.

Momentan sehen wir nicht nur ein Problem bei den Lieferketten, sondern auch unterschiedliche Kapazitäten und Verfügbarkeiten der Mitgliedsstaaten. Durch digitalen und flexiblen Austausch von Information können betroffene Staaten unterstützt werden, was die Solidarität innerhalb der EU stärkt.

Sobald die Politik Richtungsentscheidungen trifft und mit den richtigen Instrumenten handelt, investiert die Wirtschaft und bekennt sich zum Standort Europa - der CMA ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber wir müssen viel stärker unsere industrielle Basis und renommierte Forschung für die Zukunft unterstützen.“

Peter Liese (CDU), Mitglied des Gesundheitsausschusses des Europaparlaments:
„Zu oft hören Patientinnen und Patienten in der Apotheke oder im Krankenhaus: ‚Das Medikament ist nicht lieferbar.‘ Das führt nicht nur zu Frustration bei den Patienten, sondern auch zu unnötiger Mehrarbeit des medizinischen Personals und leider auch zu Komplikationen. Die EU hat dieses Problem nicht verursacht – das waren die Mitgliedstaaten, die jahrelang nur auf den Preis geachtet haben. Dies hat dazu geführt, dass Arzneimittel fast ausschließlich in Indien und China hergestellt werden. Die EU kann einen wesentlichen Beitrag zur Lösung leisten.

Der Vorschlag enthält viel positives wie neue europaweite Vorschriften zur Lagerhaltung von Medikamenten, der gemeinsamen Beschaffung oder stärkeren internationalen Kooperation.
Aus meiner Sicht der wichtigste Punkt ist es, eine Rückverlagerung der Produktion in die EU durch bessere Vergütung für Medikamente, die in der EU produziert werden, hinzubekommen. Derzeit wird die Produktion in Europa einfach nicht ausreichend vergütet. Es muss von den Kostenträgern, z. B. den Krankenkassen in Deutschland, honoriert werden, wenn Medikamente in der EU produziert werden. Wir brauchen die Marktmacht von 450 Millionen Menschen, damit sich die Produktion in Europa wieder lohnt. Das wird zwar Geld kosten, aber ich bin überzeugt, dass das Gesundheitssystem unterm Strich Kosten einsparen wird. Erstens entfällt für das medizinische Personal viel Arbeitsaufwand, da es nicht ständig nach Alternativen suchen und Medikamenten hinterhertelefonieren muss. Zweitens lassen sich ganz konkret Krankenhausaufenthalte vermeiden, wenn Medikamente zur Verfügung stehen. Ich war selbst bei einem Arbeitseinsatz in der Kinderklinik Paderborn Zeuge davon, dass einige Kinder nur stationär aufgenommen wurden, weil es keinen Antibiotikasaft gab. Ein Tag in der Kinderklinik kostet 300-mal mehr als eine Flasche Antibiotikasaft“.

Für weitere Informationen:
Oliver Schenk MdEP: +32 228 45746
Dr. Peter Liese MdEP: +32 228 45981