Limits für Kohlendioxid bei Lkw müssen realistisch bleiben

14.11.2018

Europaparlament beschließt drastischen Forderungskatalog für EU-Limits

Zur heutigen Abstimmung des Europaparlaments zu CO2-Limits für schwere Nutzfahrzeuge (Lkw) sagte der Europaabgeordnete Jens Gieseke (CDU):

"Die CO2-Regulierung für LKW und für PKW sind eigentlich zwei unterschiedliche Dossiers. Dennoch haben beide Debatten viel gemeinsam: Sie verlaufen unsachlich und ideologisch, bedrohen Arbeitsplätze und haben nur wenig mit wirklichem Klimaschutz zu tun. Gerade die betriebliche Realität in den Unternehmen wird in unserem Hause konsequent ignoriert. Ein LKW, der 2025 produziert und verkauft wird, ist bereits jetzt in der Entwicklung. Ein überambitioniertes Ziel von 20 Prozent überfordert die Ingenieure und wird technisch nicht möglich sein.

Ohnehin arbeiten die Hersteller aus purem Eigeninteresse bereits seit Jahrzehnten daran, möglichst effiziente Motoren zu bauen, weil sich sparsame Fahrzeuge besser verkaufen. Dadurch ist auch das Einsparpotential relativ gering. Es ist daher völlig realitätsfern, den Verbrauch bis 2030 um mindestens 35 Prozent reduzieren zu wollen. Auch die Zwangs-Elektrifizierung von schweren Nutzfahrzeugen durch das Malus-System ist fernab jeder Realität. Erstens ist das Potential für elektrische Antriebe bei Lkw wesentlich geringer als bei Pkw. Zweitens fehlt es an der nötigen Ladeinfrastruktur, und drittens werden Emissionen lediglich von der Straße ins Stromnetz verlagert. Diese fehlende Technologieneutralität mit der einseitigen Fokussierung auf Elektromobilität führt zu massiven Wettbewerbsverlusten der Industrie und zerstört das Innovationspotential ohne tatsächlich das Klima zu schützen.

Anstelle eines Strafsystems brauchen wir einen technologieneutralen Anreizmechanismus, der eine tatsächliche CO2-Reduktion erreicht. Hierzu gehört die sofortige Anrechnung von alternativen und CO2-neutralen Treibstoffen wie eFuels. Eine solche Anrechnung würde mit dem heutigen Votum fehlen und so verhindern, dass Hersteller in diese sauberen Technologien investieren. Nun wird es auf die Verhandlungen zwischen Parlament und Mitgliedstaaten ankommen. Es ist allerhöchste Zeit, dass die Bundesregierung eine klare Position bezieht. Insbesondere für Deutschland steht viel auf dem Spiel."

Hintergrund:
Die künftigen Grenzwerte für den Kohlendioxidausstoß von Lkw, der erstmals geregelt wird, sollen sich auf das Niveau von 2019 beziehen. Nach dem heutigen Votum des Europaparlaments müssen sich Parlament und Mitgliedstaaten auf den endgültigen Text der künftigen Richtlinie einigen.

Für weitere Informationen:
Jens Gieseke MdEP, Tel. +32 2 284 7556