Ferber zur MiFIR-Überarbeitung: Bärendienst für Kleinanleger

16.01.2024

Europaparlament beschließt neue Finanzmarktregulierung / Verbot von Payment for Order Flow macht Wertpapierhandel teurer / snstatt reguläre Börsen zu stärken, zählen intransparente bilaterale Handelsplätze zu den Gewinnern

Das Europäische Parlament hat soeben die Trilog-Einigung zur Überarbeitung der Finanzmarktverordnung MiFIR angenommen. Dazu erklärt Markus Ferber (CSU), wirtschaftspolitischer Sprecher der EVP-Fraktion:

„Ein Verbot von Payment for Order Flow (PFOF, s.u.) ist genau das falsche Signal. Kleinanlegern wird so ein Bärendienst erwiesen. Ein PFOF-Verbot ist falsch verstandener Verbraucherschutz. Es wird vor allem ein Resultat haben: höhere Kosten für Wertpapiertransaktionen für Kleinanleger. Der Zugang zum Kapitalmarkt wird wieder ein Stück unattraktiver für Kleinsparer.

Eigentlich wollen wir den Zugang zum Finanzmarkt erleichtern und die Aktienkultur stärken. Neobrokern ist genau das in den vergangenen Jahren gelungen. Gerade viele jüngere Menschen haben in den vergangenen Jahren den Kapitalmarkt entdeckt - unter dem Gesichtspunkt der privaten Altersvorsorge, ist es ganz wichtig, dass sie da dranbleiben. Ihnen jetzt einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen, ist genau die falsche Strategie.
Kleinanleger können sich bei den Ampelparteien im Europäischen Parlament bedanken, die ein Verbot aus purer Ideologie mit aller Macht vorangetrieben haben. Die höheren Kosten für den Wertpapierhandel gehen direkt auf die Kappe der europäischen Ampel.

Es stellen sich sicherlich Fragen nach Interessenkonflikten des Brokers, Kostentransparenz und Ausführungsqualität. Das sind aber alles lösbare Fragen, die man auch ohne ein Komplettverbot angehen kann.
Eine schrittweise Einführung des konsolidierten Datentickers wäre die pragmatische Lösung gewesen. Wenn man die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau erzwingen will, besteht die Gefahr, dass man am Ende gar keine vernünftige Lösung hat. Im Bereich Marktstruktur und Transparenz ist die Einigung eine verpasste Chance. Anstatt reguläre Börsen zu stärken, zählen intransparente bilaterale Handelsplätze zu den Gewinnern. Das ist nicht im Sinne einer effizienten Preisbildung.“

Hintergrund:
Payment for Order Flow bezeichnet die Praxis, dass Handelsplattformen - oftmals so genannte „Neo Broker“ wie Trade Republic, Scalable Capital oder justTRADE - Aktienorder an bestimmte Handelsplätze weiterleiten und dafür im Gegenzug eine Rückvergütung erhalten. Mittels dieser Rückvergütung ist es Neo Brokern möglich, ihren Kunden sehr niedrige Order-Gebühren anzubieten.

Im Rahmen der interinstitutionellen Verhandlungen hatten sich die Verhandlungsparteien für ein Verbot der Rückvergütung von Order-Routing von Brokern zugunsten bestimmter Handelsplätze ausgesprochen (sog. Payment for Order Flow, PFOF). Übergangsbestimmungen sollen spätestens im Sommer 2026 auslaufen. Damit wird der Wertpapierhandel für Kleinanleger alles Voraussicht nach deutlich teurer.

Für weitere Informationen:
Markus Ferber MdEP: +33 3881 75230