Europaparlament beschließt Maßnahmen gegen Antibiotikaresistenzen

25.10.2018

Der Einsatz von Antibiotika in der Tiermedizin wird in Zukunft sehr viel stärker kontrolliert. Die neuen Regeln gelten auch für Fleischimporte.

Zur heutigen Annahme von Maßnahmen gegen Antibiotikaresistenzen erklärt der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion Peter Liese (CDU):

„Stellen wir uns vor, dass in der Europäischen Union jeden Monat sieben vollbesetzte Passagierflugzeuge abstürzen und dabei 2.000 Menschen ums Leben kommen würden. Wir hätten wahrscheinlich kaum ein anderes Thema über das wir diskutieren. Aber in der gleichen Größenordnung sterben Menschen, da Antibiotika ihre Wirkung verlieren. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben in der Europäischen Union 25.000 Menschen pro Jahr an antibiotikaresistenten Keimen. Das sind eindeutig zu viele und wenn wir nicht handeln werden es noch mehr. Die WHO spricht sogar von der Gefahr eine post-Antibiotika Ära, da heißt Antibiotika würden gar nicht mehr wirken.

Deshalb ist es ein wichtiger Fortschritt, dass der Einsatz von Antibiotika in der Tiermedizin in Zukunft sehr viel stärker kontrolliert wird. Bestimmte Antibiotika, die bei Menschen als letztes Mittel eingesetzt werden (sogenannte Reserveantibiotika), werden in der Tierzucht komplett verboten.  Wenn durch unkritischen Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht resistente Keime entstehen, können diese auch auf den Menschen übertragen werden und Landwirte oder Tierärzte die ins Krankenhaus kommen, bringen diese Keime dann mit. Dort können sie zu Todesfällen führen. In dem Beschluss sind auch Maßnahmen gegen Länder vorgesehen, die Antibiotika in der Tierzucht weiterhin unkritisch einsetzen. Wenn in Drittstaaten Antibiotika als Wachstumsförderer eingesetzt werden, so darf das Fleisch in Zukunft nicht mehr auf den europäischen Markt.

Der andere große Teil des Problems besteht in der unkritischen Anwendung von Antibiotika in der Humanmedizin und der Hygiene in den Krankenhäusern. Europa hat hier eine Verantwortung. So brauchen wir zum Beispiel dringend neue Anreize für die Entwicklung neuer Antibiotika und es ist sehr bedauerlich, dass die Europäische Kommission dazu immer noch keinen Vorschlag vorgelegt hat.“


Hintergrund:
Der Beschluss des Europäischen Parlaments ist mit den Mitgliedstaaten bereits ausgehandelt. Die neuen Regeln treten voraussichtlich 2021 in Kraft.

Für weitere Informationen:
Dr. Peter Liese MdEP, Tel. +33 3 881 75981